Edmond Égető ist Diakon und Priesterkandidat. Bis September 2018 war er im seelsorglichen Dienst der Pfarreien des Pastoralraumes Emmen-Rothenburg tätig. Seit Oktober 2018 lebt er in Rom und studiert an der Päpstlichen Universität Gregoriana.
«Ich bin bereits mit 13 in meinem Heimatland Ungarn in das Kleine Priesterseminar – auch Knabenseminar genannt – eingetreten und verspürte schon damals den Wunsch, Priester zu werden. Das Knabenseminar ist ein katholisches Lyceum mit Internat, wo ich durch die kirchliche Bildung und Erziehung und durch den Kontakt mit Geistlichen der Kirche immer näherkam.
Eine eindeutige Bestätigung meiner Berufung und somit auch eine Stütze für diese Entscheidung hatte ich direkt vor meinem Seminar-Eintritt in den Sommerferien erhalten, an der Ministranten-Wallfahrt nach Rom. In seiner Rede nannte der Papst Emeritus, Benedikt XVI. uns Ministranten «Freunde von Jesus», er sah in unserem Dienst einen Auftrag zur Berufung in der Kirche. Das bekräftigte mich in meinem Wunsch, Priester zu werden, für mich war das der Ruf Gottes.
Eine Pilgerreise nach Taizé als prägendes Erlebnis. Mit 14 durfte ich dann zum ersten Mal mit einer Jugendgruppe nach Taizé pilgern. Der Aufenthalt in dem kleinen französischen Pilgerdorf beeindruckte mich sehr: Mit so vielen jungen Gläubigen aus ganz Europa zwei Wochen zusammen zu sein, ins Gespräch zu kommen und unbefangen gemeinsam die Bibel zu lesen, zu singen und zu beten. Das war für mich ein prägendes Erlebnis.
Nach dem gymnasialen Abiturabschluss mit theologischer und altsprachlicher Bildung trat ich in das Grosse Priesterseminar ein und studierte zunächst zwei Jahre Philosophie. Danach begann ich das Theologiestudium in Rom, wo ich auch den Bachelor erwarb. Direkt nach dem Studium sandte mich der Bischof von Basel in den Pastoralraum Emmen-Rothenburg, wo ich bis Ende September 2018 im Dienst war. In diesen zwei Pastoraljahren sammelte ich einen ganzen Rucksack von wertvollen Erfahrungen.
Seit Anfang Oktober 2018 bin ich wieder in Rom für weitere Studien im Bereich Kirchenrecht.
In der Pfarrei durfte ich mit dem Pfarrer und dem Vikar zusammen im Pfarrhaus wohnen, wir bildeten eine kleine WG. Am Morgen beteten wir gemeinsam und assen zusammen Frühstück, danach hatte jeder seinen eigenen Tagesablauf: Mal stand der Bürodienst an, mal ein Gottesdienst oder eine Beerdigung, am Nachmittag vielleicht Haus- und Spitalbesuche oder andere seelsorgliche Tätigkeiten. Und dazwischen traf sich die WG zum Zmittag oder Znacht. Wir kochten oft gemeinsam, manchmal liessen wir uns auch von Pfarreiangehörigen einladen, so wuchs unsere Nähe zu den Menschen.
Die Seelsorge ist unglaublich vielfältig, und durch diese Bandbreite erschliesst sich das ganze Leben der Menschen. Manchmal sind es fröhliche Momente, wie bei einer Hochzeit oder Taufe, manchmal aber auch traurige, wie bei der Begleitung von Trauerfamilien. Ich begleite Menschen an den Wendepunkten ihres Lebens. Eine grosse und grossartige Aufgabe, die viel Vertrauen braucht.
Einzigartige Gespräche mit Kindern und Jugendlichen
Für die Jugendarbeit gilt das noch ausgeprägter. Ich durfte mit einem guten Team die Jugendlichen auf das heilige Sakrament der Firmung vorbereiten und war zwei Jahre Präses der Pfadi. Als solcher nahm ich unter anderem an Sommerlagern teil, dem Höhepunkt im Pfadijahr, und war dort dieses Jahr sogar im Kochdienst eingeteilt. In solchen Situationen entstehen einzigartige und sehr berührende Gespräche mit Kindern und Jugendlichen über Gott, Werte, Geschichte, Kultur und Religion, ja über die grossen Fragen des Lebens.
Mich hat die Suche nach der Wahrheit gepackt, die ich in Christus und seiner Kirche gefunden habe. Nun hat aber die priesterliche Berufung für mich – ausser dem Dienst an Gott und an den Menschen – auch eine ureigene, innere Motivation: Mich hat die Suche nach der Wahrheit gepackt, die ich in Christus und seiner Kirche gefunden habe. Klar, diese Suche ist besonders am Anfang mit vielen Zweifeln verbunden: an Gott und an seine Kirche mit ihrer Tradition, ihren Regeln und Gesetzen. Aber die Berufung ist eine Entdeckungsreise nach der Wahrheit, die viel Zeit, Geduld und Lernwilligkeit bedarf. Nur so ist es möglich, dass, was am Anfang vielleicht nur kalte Vorschrift oder fremde Überlieferung ist, sich durch Gebet, Betrachtung, Lernen und Gespräch als Gottes tiefe Wahrheit erweist. Eine Wahrheit, die mich, dich und jeden Menschen betrifft, aufrüttelt und zur Nachfolge aufruft.
Um Priester zu werden, braucht es grosse Offenheit und Lernwilligkeit. Man muss fähig sein, sich mit vielen Dingen geduldig und ehrlich auseinanderzusetzen, auch wenn vieles davon einem persönlich vielleicht nicht zusagt. Es braucht eine liebende Grundeinstellung zu Gott, zur Kirche und zu den Menschen; ohne die geht es nicht. Eng damit verbunden ist auch der Gemeinschaftssinn; ich muss bereit sein, das Leben nicht nur mit Gott, sondern auch mit anderen Menschen zu teilen: Man muss die Menschen nicht nur ertragen, sondern sie wirklich lieben.
Das Arbeiten in der Kirche ist für mich eine einzigartige Erfahrung; ich erlange dabei auch Reife und erziehe mich selber. In meinen Augen ist es ein Geschenk und ein Privileg, so viel Zeit und Möglichkeit zu haben, um zu lernen, zu lesen, sich ständig weiterzubilden und auf diese Weise Schätze zu sammeln. Das Verteilen dieser Schätze unter die Menschen reizt mich am meisten. Was ich als Früchte im Studium, in Gesprächen und im Beten ernte, darf ich verteilen unter die Menschen. Aber nicht nur das: Ich bin frei, jederzeit für die Wahrheit Zeugnis zu geben, Gott und den Menschen zu dienen, und im Leben auch für die christlichen Werte einzustehen, ja dafür mein Leben zu opfern.
Eine Welt bauen, die für alle gut lebbar und gerecht ist
Den persönlichen Freiraum, den ich in meiner Arbeit habe, geniesse ich sehr. In der Seelsorge sehe ich mich auch als Verkünder der Freiheit Gottes: Seid frei für Gott und frei für einander. Die Freiheit besteht aber vor allem in der Pflichterfüllung. Ich selber bin dazu frei, meine eigene Pflicht zu erfüllen, und die heisst, die Botschaft Christi, das Evangelium zu verkünden und es für die einzelnen Menschen greifbar und glaubwürdig zu machen – es durch das eigene Leben zu bezeugen in der Gemeinschaft der Kirche. Denn wir Christen sind nicht allein, wir folgen alle Jesus, dem Heiland mit allen seinen Jüngern in seiner heiligen Kirche und bauen so an das Reich Gottes, das auf Erden gewiss nicht von den Menschen vollendet werden kann. Aber wir sind dran, für die Menschen eine Welt in Wahrheit zu bauen, die für alle gut lebbar, würdig und gerecht ist, wie Gott es von uns und für uns will.»
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