Mathias Burkart ist Pastoralassistent mit dem Schwerpunkt Jugendseelsorge und arbeitet in Glattbrugg ZH.
«Als Jugendseelsorger geht es mir darum, mit Jugendlichen über Sinnfragen ins Gespräch zu kommen. Ich bin daher kein Jugendarbeiter im klassischen Sinne. Ich eröffne spirituelle Räume, in denen sich Jugendliche erleben und Verantwortung übernehmen können. Das habe ich in meiner eigenen Jugend selber als sehr wertvoll erfahren. Ein Pfarrer hatte mir damals sehr früh Verantwortung übertragen. Mitten in einer Zeit, in der sich vieles veränderte, habe ich gemerkt: Der traut mir das zu! Diese Erfahrung ausserhalb der Familie war prägend.
Ich arbeite mit einem Leiterteam von 25 Jugendlichen zusammen. Das ist ein Pool, um Leute für viele andere Projekte zu motivieren, das Osterlager zum Beispiel. Als Jugendseelsorger muss ich die Fähigkeit haben, eine Gruppe zu bilden und Impulse zu geben. Ich konfrontiere die Jugendlichen auch mit Dingen – wie zum Beispiel einer Diskussion zum Syrienkonflikt. Aber es passiert immer in einer offenen und freiwilligen Form. Jeder kann sagen: Nein, das will ich nicht.
Die Arbeitstage sind nie ganz absehbar. An gewissen Tagen komme ich mit den verschiedensten Generationen in Kontakt. Das macht die Arbeit sehr vielseitig. An Tagen ohne Unterricht oder Abendprogramm erledige ich Büroarbeiten, schreibe meine Predigten oder nehme an Sitzungen teil. Bin ich abends noch im Einsatz, endet der Arbeitstag manchmal um 23 Uhr. Trotzdem ist es ein sehr familienfreundlicher Beruf. Ich kann meine Arbeitszeit sehr flexibel einteilen.
Die Menschen gern haben
Die entscheidende Frage ist: Was brauchen die Menschen? Dies herauszufinden ist die Aufgabe der Seelsorge. Dazu kommt die Bereitschaft, sich ein Stück weit auf Lebenswelten einzulassen und mit anderen Freud und Leid zu durchleben. Man sollte die Menschen gern haben. Es braucht Offenheit der Zeit gegenüber, in der wir leben, und Kreativität. Nur so lassen sich Angebote für echte Bedürfnisse kreieren.
Mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Konfessionen und Religionen pflege ich den interreligiösen Dialog. Mit der hinduistischen und muslimischen Gemeinde, die ihren Tempel und ihre Moschee in Glattbrugg haben, bin ich regelmässig in Kontakt. Auch zum reformierten Pfarrer habe ich eine gute Beziehung. Wir wollen als Seelsorgeteam und Kirche zu einem guten Miteinander in dieser Stadt beitragen. Oft haben die Menschen, mit denen ich in Kontakt stehe, auch gar keinen kirchlichen oder religiösen Hintergrund.
Vom KV-Lehrling zum Pastoralassistenten
Als Jugendlicher habe ich für die Kirche Lager geleitet. Danach entfernte ich mich von der Kirche. Nach meiner kaufmännischen Lehre auf der Gemeindeverwaltung reiste ich für ein Jahr nach Brasilien. Zurück in der Schweiz leistete ich Militärdienst, arbeitete als Maurer, Miterzieher und in der Pflege, bis ich schliesslich die Erwachsenenmatur machte. Darauf folgte ein Jahr in einem offenen Kloster in Neuenburg, anschliessend arbeitete ich in einem Jugendheim.
In meiner Funktion erfahre ich grosse Wertschätzung und erhalte viel Feedback. Das motiviert enorm.
Theologie und Religionswissenschaften studierte ich nicht in der Absicht, später mal für die Kirche zu arbeiten. Religion war für mich immer ein Stück weit auch ein Spannungsfeld. Meine Frau und ich erwarteten nach dem Studium bereits unser erstes Kind. Da dachte ich: Probier doch mal, wie das in einer Pfarrei so ist. So bin ich zu diesem Beruf gekommen. Nun arbeite ich seit vielen Jahren als Jugendseelsorger. Das Tätigkeitsfeld ist derart vielseitig, dass es nicht zu einer Routine kommt. Ich bin extrem frei. Klar gibt es die vorgegebenen Gefässe wie den Religionsunterricht. Doch niemand schreibt mir vor, was in diesem Unterricht passieren soll. In meiner Funktion erfahre ich ausserdem grosse Wertschätzung und erhalte viel Feedback. Das motiviert enorm.»
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