Jacqueline Fisch arbeitet als Leiterin Administration und Betrieb in der Pfarrei Heilig Kreuz in Zürich – mit über 9000 Mitgliedern die grösste Kirchgemeinde der Stadt.
«Ich war ziemlich überrascht, als mich eine Freundin, die Mitglied in der Kirchenpflege ist, auf das Stelleninserat ihrer Kirchgemeinde aufmerksam machte. Zuerst war ich skeptisch. Bis dahin hatte ich mit der katholischen Kirche nur bei Festen wie der Taufe oder Erstkommunion meines Sohnes und durch meine Mitgliedschaft beim katholischen Turnverein zu tun.
Doch der Aufgabenbereich hörte sich sehr spannend und vielfältig an. Ich stieg als Pfarreisekretärin ein, später übernahm ich zusätzliche Aufgaben in der Administration. Der Einstieg als Pfarreisekretärin war für mich sehr hilfreich. Ich bekam so Einblicke in den Alltag einer Pfarrei. Heute bin ich Vorgesetzte von zwei Pfarreisekretärinnen und habe ein konkretes Bild von ihren Arbeitsfeldern und den Themen, die sie beschäftigen.
Dass ich in einem neuen Berufsbild arbeite, finde ich spannend. Die Seelsorgerinnen und Seelsorger sollen mehr Zeit für die Seelsorge haben und die administrativen Aufgaben an eine Fachperson abgeben können. Das spart nicht nur Zeit, sondern macht auch mehr Sinn: Eine Seelsorgerin oder ein Sozialarbeiter hat in der Regel keine kaufmännische Grundausbildung.
Mitarbeitergespräche führen oder die Weihnachtsfeier organisieren
Meine Aufgaben sind vielseitig: Ich nehme an den Leitungssitzungen teil, schreibe Protokolle, bin Vorgesetzte für die Pfarreisekretärinnen und weitere Mitarbeitende wie Hauswart oder Reinigungspersonal. Ich führe Mitarbeitergespräche oder kümmere mich bei einem Personalwechsel um die Suche nach neuen Mitarbeitenden. Aber auch für die Organisation der Weihnachtsfeiern und Teamausflüge, betriebliche Abläufe sowie kleinere Buchhaltungsaufgaben bin ich zuständig.
Ich schätze es, sehr selbständig arbeiten zu können. Oft ist auch meine Kreativität gefragt. Meine bisherigen beruflichen Stationen helfen mir bei meiner heutigen Aufgabe. Nach meiner kaufmännischen Ausbildung war ich bei verschiedenen Firmen im Büro tätig, zuletzt bei der Swisscom. An meiner jetzigen Stelle bei der Kirchgemeinde schätze ich, dass der Mensch mehr im Vordergrund steht – wir verkaufen kein Produkt. Ansonsten gibt es kaum Unterschiede zu meinen bisherigen Anstellungen. Ein Büro ist ein Büro – egal ob bei der Kirche oder in einem KMU.
Von Anfang an akzeptiert
Erst durch meine Tätigkeit bei der Kirchgemeinde ist mir bewusst geworden, wie vielfältig die Aufgaben einer Pfarrei sind. Es war mir schon klar, dass Kirche mehr ist als nur Gottesdienste. Doch ich war überrascht, wie viele verschiedene Gruppen und Vereine es in einer Pfarrei gibt und wie gut frequentiert ein Pfarreizentrum ist. Als Leiterin der Administration bin ich auch an den Leitungssitzungen der Pfarrei dabei. Die Seelsorger haben mich von Anfang an in ihrer Mitte akzeptiert. Bei den Diskussionen bringe ich eine andere Perspektive ein und bin dabei ein Stück weit auch Einzelkämpferin.
Einen persönlichen kirchlichen Bezug muss eine kirchliche Leitungsassistentin nicht zwingend mitbringen – aber es macht schon Sinn, dass man sich mit der Kirche identifizieren kann und eine Ahnung vom kirchlichen Leben hat, sonst stelle ich mir das sehr kompliziert vor.»
Das Porträt basiert auf dem Artikel von Stephan Sigg, der auf Miss Moneypenny erschienen ist. Wir danken für die freundliche Genehmigung.
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