Patrick Rösch arbeitet als Sakristan und Hauswart in der Kirchgemeinde Schüpfheim. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
«Ich habe eine Lehre als Betriebspraktiker gemacht – heute heisst das Fachmann Betriebsunterhalt. Nach Anstellungen in einer Bierbrauerei und bei einem Baumaschinen-Hersteller fand ich einen Job als Betriebsleiter im Pfarreiheim Sursee. Seit Juli 2021 arbeite ich als Sakristan und Hauswart in der Kirchgemeinde Schüpfheim. Es hilft, dass ich zuvor schon in einem verwandten Beruf gearbeitet habe. Dennoch ist die Arbeit als Sakristan etwas anderes. Vor allem die Tätigkeiten rund um die Gottesdienste waren für mich Neuland.
Mein Arbeitstag beginnt gegen 7 Uhr: Zuerst schliesse ich die Kirche auf, lüfte sie und mache einen Kontrollrundgang in und rund um die Kirche und schaue auch in der Sakristei und im Pfarreiheim zum Rechten. Ich kontrolliere, ob es noch genug Opferkerzen hat, wie die Blumen aussehen oder ob etwas defekt ist. Ich lese mich in die Liturgie ein und treffe verschiedene Vorbereitungen für den morgendlichen Gottesdienst. Während des Gottesdienstes sitze ich im Chor, also im vorderen Teil der Kirche – von da aus bediene ich die ganze Technik, die es braucht. Manchmal wirke ich im Gottesdienst mit.
Handwerkliches Flair und Verständnis für Technik
Zu meinem Beruf gehört viel Handwerkliches – ich repariere alles Mögliche und wechsle defekte Glühbirnen aus. Aber auch mit Technik muss ich mich auskennen: Ich programmiere zum Beispiel den Geläuteautomaten für das Glockenspiel oder bediene den Livestream des Gottesdienstes am Sonntag.
Nach der Messe reinige ich die liturgischen Gefässe wie Kelche oder Schalen und räume sie weg. Auch verschiedene Reinigungsarbeiten gehören zu meinem Beruf – in der Kirche, aber auch im Pfarreiheim, darunter auch die WCs. Abends schliesse ich die Kirche wieder ab.
Ich wohne mit meiner Frau und meinen zwei Kindern zuoberst im Sigristenhaus. Im unteren Stock habe ich mein Büro, gleich neben demjenigen des Sozialpädagogen mit Schwerpunkt Jugendarbeit. Im Haus gibt es auch noch ein Zimmer als Notschlafstelle, für die ich zuständig bin. Wenn man wie ich am Arbeitsplatz wohnt, ist es schwer, abzuschalten. Immer sehe ich etwas, das in Ordnung gebracht werden muss. Oder es klingelt jemand bei uns.
Ein offenes Ohr für Mitmenschen
Als Sakristan ist man «Mädchen für alles». Meistens bin ich die erste Ansprechperson – sei es für Anlässe oder für zufällige Besucherinnen und Besucher in der Kirche. Sie stellen mir Fragen zum Kirchengebäude, manchmal wünschen sie auch eine Auskunft, zum Beispiel wenn sie im Dorf etwas suchen. Die Leute schätzen es, wenn man sich Zeit für sie nimmt – das haben wir auch während der Coronapandemie gemerkt: Die Menschen hatten das Bedürfnis, rauszugehen und sich mitzuteilen.
Mir zur Seite stehen verschiedene Hilfssakristaninnen und -sakristane. Als Hauptsakristan leite ich das Team und bin ich für die Einsatzplanung zuständig. Eine meiner Arbeitskolleginnen ist Floristin und macht sehr schöne Blumengestecke – ein Glücksfall, denn als Sakristan bin ich hier auch für den Kirchenschmuck verantwortlich. Es hilft also, wenn man ein Verständnis für Farben und ein Flair zum Dekorieren hat.
Mir gefällt die Zusammenarbeit mit verschiedenen Menschen. Ich bin kein Einzelkämpfer. Zudem sind die Aufgaben sehr vielseitig und jeder Tag ist anders, das macht die Arbeit als Sakristan sehr spannend. Mein Beruf gefällt mir aber vor allem auch wegen der Liturgie. Weniger gern mache ich Büroarbeiten; aber auch dies ist ein wichtiger Teil meiner Arbeit.
Trotz langen Arbeitstagen Zeit für die Kinder
Ich habe eine Sechstagewoche und nur ein Wochenende pro Monat frei, an Feiertagen arbeite ich eigentlich immer. Das macht mir nichts aus, denn ich arbeite gerne – manchmal fällt es mir aber schwer, mich abzugrenzen. Da ich gleich am Arbeitsort wohne, habe ich aber auch genug Zeit für meine Familie. Das ist mir sehr wichtig. Meine Kinder begleiten mich oft auf meinen Rundgängen durch die Kirche und helfen zum Beispiel mit, Opferkerzen aufzufüllen.
Ich würde meinen Beruf nicht mehr hergeben – es gefällt mir, jeden Tag etwas Neues zu machen. Und ich kann anderen dabei helfen, ihren Dienst zu tun.
Klar könnte ich auch als Schulhauswart arbeiten – aber dann würde mir das gewisse Extra fehlen. Ich liebe die spezielle Atmosphäre rund um die Kirche. Sie ist ein Zuhause für ganz viele Leute. Die Aufgabe als Sakristan kommt von Herzen. Ich sage immer: ich habe keinen Job, ich habe eine Berufung.»
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